So mancher Neu-Montafoner findet, daß wir Alten hölzern sind, weil wir uns nicht bei jeder Gelegenheit Grußworte an den
Kopf werfen. Auch das „Bitte“ und „Danke“ kommt nicht so häufig wie etwa bei den Wienern.
Im alten Montafon kannte man meist das ganze Dorf und betrachtete alle Bewohner als seinesgleichen. Generell sind
„Überschwenglichkeiten“ eher unüblich. Man empfindet es heute noch als „kriecherisch“, wenn jemand allzusehr
Höflichkeitsformen anwendet. Man grüßte mit der Tageszeit: Guten Morgen, Guten Tag oder Abend. Zu montafonerisch:
„Guata Margat“. „Guat Nacht” sagte man nur beim Weggehen. Untertags aber ertönte in diesem Falle ein „Pfüat Gott“. „Grüaß
Gott“ aber war die Begrüßung für einen, der lange abwesend war oder als seltener Gast ins Haus trat.
Ging man an Bekannten vorhei, die gerade arbeiteten, so sprach man kaum einen Gruß aus, sondern sagte nur kurz eines der
üblichen Worte, die im ganzen Montafon galten. Zu einem mähenden oder sägenden Mann sagte man: Hauts guat? Waren
die Leute am Heuen, so fragte man: Wird‘s dürr? Sammelte jemand Obst ein oder grub Kartoffeln, so ertönte als Gruß: Gibt‘s
wohl aus. Traf man jemand am frühen Morgen, so sagte man: Bist auch schon zuweg? „Bisch o scho zweg?”
Heute versteht ein jeder Montafoner auch ein einfaches Hallo.